Der Wunsch des kleinen Mädchen
Kuschel dich mit dieser Geschichte ein und lass dich in die Welt der kleinen Emma fallen.
Es war der 16. Dezember, der Tag, an dem in der kleinen Stadt an der Küste immer alles etwas langsamer und ruhiger wurde. Der Weihnachtsmarkt hatte gerade seine Tore geöffnet, und in den Straßen duftete es nach gebrannten Mandeln, Zimt und frisch gebackenem Lebkuchen. Die Häuser waren mit Lichtern geschmückt, und in den Fenstern standen festlich dekorierte Krippen. Doch inmitten dieser festlichen Atmosphäre war es für ein kleines Mädchen, das in einem der schlichten Häuser am Rand der Stadt lebte, nicht unbedingt ein fröhlicher Tag.
Emma, gerade acht Jahre alt, blickte aus dem Fenster ihrer kleinen Wohnung und beobachtete, wie die anderen Kinder lachend und spielend durch die Straßen zogen, um die ersten Geschenke des Adventsmarktes zu besorgen. Ihre Eltern waren beide krank und lagen schon seit Tagen im Bett. Sie konnte ihnen keine großen Geschenke machen, und der Weihnachtsbaum, der in vielen Häusern funkelte, fehlte in ihrem eigenen Wohnzimmer. „Es wird ein trauriges Weihnachten werden“, dachte Emma, während sie mit einem leisen Seufzen ihr Kissen umarmte. „Ich habe niemanden, dem ich etwas schenken kann. Und selbst wenn ich es könnte, weiß ich nicht, was ich überhaupt schenken sollte.“
Doch während sie so nachdachte, fiel ihr etwas auf. Auf dem Schreibtisch stand noch das kleine, alte Notizbuch, das sie von ihrer Großmutter geerbt hatte. Es war in Leder gebunden und trug die Spuren vieler Jahre. Ihre Großmutter hatte ihr oft Geschichten erzählt, als sie noch lebte, und in diesem Notizbuch standen all die Geschichten, die Emma noch immer liebte. Eine davon fiel ihr nun ein – eine, die sie besonders faszinierte.
„Der Wunsch der wahren Freude“, las sie laut vor. „Wenn du tief in deinem Herzen einen Wunsch hast, der nicht nur dir, sondern auch anderen Gutes tun soll, dann wird der Wunsch sich eines Tages erfüllen. Doch du musst an ihn glauben und dafür auch etwas geben.“ Emma blätterte weiter, neugierig auf das Ende der Geschichte. Doch es war keine Geschichte im klassischen Sinne. Die Worte schienen sie aufzufordern, selbst zu handeln. „Wahre Freude ist das, was du gibst“, las sie noch einmal und verstand plötzlich: Sie hatte etwas zu geben, auch wenn es nur eine kleine Geste war. Vielleicht war es das, was ihre Großmutter meinte – dass es nicht immer große Geschenke waren, die die Herzen der Menschen berührten, sondern die kleinen Dinge. Sie stand auf und lief zu ihrem Fenster. Die Straßen waren immer noch voll von fröhlichen Gesichtern, doch jetzt spürte sie ein warmes Gefühl in ihrer Brust. Sie konnte vielleicht keine großen Geschenke kaufen, aber vielleicht konnte sie etwas anderes tun. Vielleicht konnte sie den Menschen, die sie kannte, einfach eine Freude machen – mit einem Lächeln, mit einer kleinen Geste der Freundlichkeit.
Ihre erste Idee war, ihrer Nachbarin Frau Schneider zu helfen. Frau Schneider, eine ältere Dame, wohnte direkt nebenan und war immer sehr nett zu Emma, hatte jedoch in letzter Zeit viel über den Verlust ihres Mannes gesprochen, der vor einigen Jahren verstorben war. Sie schien manchmal so einsam, und Emma dachte, dass sie ihr vielleicht etwas zurückgeben konnte.
Emma ging in die kleine Küche, suchte sich eine Tasse, füllte sie mit heißem Kakao und schnitt ein Stück ihres Lieblingslebkuchens ab. „Für Frau Schneider“, flüsterte sie. Sie wickelte alles in ein Tuch und klopfte vorsichtig an der Tür der alten Dame. „Oh, du bist es, Emma!“, rief Frau Schneider, als sie die Tür öffnete. Ihre Augen leuchteten auf, und sie beugte sich herunter, um Emma eine Umarmung zu geben. „Was für eine Überraschung, was hast du da?“
„Ein bisschen Kakao und Lebkuchen für Sie, Frau Schneider. Ich dachte, vielleicht mögen Sie es, wenn jemand an Sie denkt“, sagte Emma und reichte ihr das kleine Päckchen. Frau Schneider nahm es, ihre Augen wurden feucht, und sie lächelte herzlich. „Du bist ein Engel, meine Liebe. Danke. Es tut gut, zu wissen, dass auch in der Weihnachtszeit jemand an mich denkt.“
Emma spürte, wie ihr Herz ein kleines Stückchen größer wurde. Sie hatte etwas gegeben, und die Freude, die sie bei Frau Schneider ausgelöst hatte, war etwas, das sich nicht in Geschenken messen ließ. In den nächsten Tagen wiederholte sie diese kleinen Gesten. Sie backte Kekse für den Müllmann, der immer so freundlich war, und schrieb ihren Eltern kleine Zettel, auf denen stand: „Ich liebe euch.“ Sie half den anderen Kindern, ihre Weihnachtskarten zu gestalten, und brachte einem alten Mann, der immer allein im Café saß, einen heißen Tee. Es waren keine großen Dinge, keine Geschenke, die man kaufen konnte, aber sie kamen von Herzen. Und das, so merkte sie, war genau das, was Weihnachten wirklich ausmachte.
Denn der wahre Zauber von Weihnachten lag nicht in den Geschenken oder Lichtern, sondern in den kleinen Momenten des Gebens, die aus dem Herzen kamen. Und Emma hatte gelernt, dass auch die kleinste Geste eine große Wirkung haben konnte.